Zucker

8 Rüben für 1 Kilo

Für die Herstellung von einem Kilogramm Kristallzucker müssen acht bis neun Zuckerrüben geschnitten und gepresst werden. Die Rüben werden mit grossen Wasserkanonen entladen, gewaschen und direkt verarbeitet. Die Zuckerrüben werden geschnitten. Mit heissem Wasser wird ihnen im Extraktionsprozess der Zucker entzogen. Es entsteht ein dunkler Zuckerrohsaft.

Vom Rohsaft zum Dicksaft...

Durch die Zugabe von Kalkmilch und Kohlensäure wird der Rohsaft gereinigt. Der Rohsaft besteht anschliessend praktisch nur noch aus Wasser und Zucker (ca. 16 %). In der Verdampfstation wird dem Rohsaft weiter Wasser entzogen, bis ein Zuckergehalt von ca. 65 % erreicht wird. Die Masse ist nun deutlich dicker und wird daher Dicksaft genannt.

...zum Zuckerkristall

Unter Vakuum wird dem Dicksaft in den Kristallisatoren weiter Wasser entzogen. Die Zuckerkristalle wachsen. Die Zuckermasse kommt in die Zentrifugen, wo die Kristalle vom Sirup getrennt werden. Der Sirup wird erneut kristallisiert; Rohzucker und Melasse entsteht. Der Rohzucker wird aufgelöst, filtriert und erneut kristallisiert, bis schlussendlich weisser Zucker entsteht.

 

Nützliche Nebenprodukte

Während des Herstellungsprozesses fallen auch Nebenprodukte wie Futter- oder Düngemittel an: Die entzuckerten Rübenschnitzel werden abgepresst und der weiteren Verwendung als Viehfutter zugeführt. Der Kalk, welcher zur Saftreinigung benötigt wurde, gelangt als Düngemittel zurück in die Landwirtschaft.

Schweizer Zuckerwirtschaft unter Druck

Die Schweizer Zuckerwirtschaft hat in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) eine Studie zum „Optimierungspotenzial des Rübenanbaus und der Zuckerproduktion“ in Auftrag gegeben. Die Studie zeigt auf, dass die Verarbeitungskosten für Zuckerrüben in den Schweizer Fabriken im Vergleich zu denjenigen in der EU durchaus konkurrenzfähig sind. Die Herausforderung besteht vielmehr auf der vorgelagerten Stufe der Produktion der Rüben, wo die schweizerischen Bedingungen zu deutlich höheren Rüben- und Transportkosten als in der EU führen. Die Schweizer Zuckerindustrie kann ohne stabile Rahmenbedingungen nicht überleben, zumindest nicht in Tiefpreisphasen wie in den letzten Jahren. Die dabei von der Zuckerindustrie generierten hohen Verluste können nur kurzfristig durch Auflösung von Reserven gedeckt werden; mittelfristig muss eine tragendere Lösung gefunden werden. Diese muss primär in der Entkoppelung des Schweizer Zuckerpreises von demjenigen in der EU liegen: Diese Koppelung erzeugt so viel Druck auf die Rübenpreise, dass der Anbau stark zurück geht und die Branche als Ganzes gefährdet ist. Dies muss vermieden werden:

 

  • Der Rübenanbau ist für den Ackerbau wichtig wegen der Fruchtfolge; zudem entstünde enormer Preisdruck auf andere Kulturen, wenn Flächen frei würden.
  • Der Selbstversorgungsgrad mit Zucker ist wichtig für die Schweiz, ist derzeit aber nur etwa zu 2/3 gewährleistet; es besteht keine Überproduktion oder Marktsättigung wie in anderen Branchen.
  • Ohne Zucker aus der Schweiz ist bei vielen Schweizer Produkten die echte Swissness nicht zu gewährleisten. Es geht um die Glaubwürdigkeit dieses Labels.
  • Nachhaltigkeit: Die Schweizer Produktion ist sowohl im Anbau, als auch beim Transport und bei der Verarbeitung nachhaltiger als der importierte Zucker.

 

Die Studie nennt ein Kostenoptimierungspotential, an dem sicher zu arbeiten ist. Ausserdem fordert sie eine Diversifizierung der Branche, um weniger vom Zuckerpreis abhängig zu sein. Das sind beides berechtigte Ansätze, die beachtet werden müssen. Das allein aber löst das Grundproblem der Schweizer Produktionskosten in der Landwirtschaft nicht. Dazu braucht es – wie in den allermeisten anderen Bereichen der Schweizer Ernährungswirtschaft – eine gewisse Unabhängigkeit vom EU-Preis. In diesem Zusammenhang spricht sich primavera bereits heute für eine Verlängerung der bis Ende 2021 befristeten Massnahmen des fixen Grenzschutzes von CHF 70.- pro Tonne Zucker und den erhöhten Einzelkulturbeitrag für Zuckerrüben aus.

> Kurzfassung der Studie